10:00–10:45
Nordwestbahnstraße 16, 1200 Wien
U6 Dresdner Straße (7 Gehminuten), Straßenbahn 5, O (5 Gehminuten), Bus 5a Brigittagasse (3 Gehminuten)
Die Pariser Commune und die Frage der Autogestion
Obwohl die Commune nur 73 Tage (18. April– 29. Mai 1871) dauerte, hatte dieser Aufstand einen festen Platz in der Erinnerungskultur der europäischen Arbeiterbewegung. Die widersprüchliche Praxis der Commune entsprach allerdings nie der Interpretation, der zufolge die (bolschewistische) Arbeiterpartei den einzigen Ort der Politik bildet. Gerade die ideologische Heterogenität und Konflikthaftigkeit der Commune hatte ihr eine einzigartige Wirkungskraft für die Zukunft verschafft, an dem die Rätebewegung des 20. Jahrhunderts immer wieder anzuknüpfen versuchte. Die Pariser Commune bildet, so der französische Sozialphilosoph und Raumtheoretiker Henri Lefebvre, nicht nur den Abschluss der französischen Klassenkämpfe im 19. Jahrhundert, sondern stellte zugleich die erste urbane Revolution der Moderne dar. Er deutet sie als gescheiterten Versuch einer Rückeroberung des Zentrums durch die in die Peripherie verdrängten Bewohner*innen. Gleichzeitig umschreibt er die neuartige gesellschaftliche Organisationsweise der Commune als autogestion. (Selbstverwaltung). Die Idee der autogestion erscheint ihm als Mittel und Zweck, mit dem das Absterben des Staates (Karl Marx) und eine umfassenden Demokratisierung der Gesellschaft vorangetrieben werden kann.
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